Montag, 3. Dezember 2012

180°-Adventskalender 2012 - Türchen #3 - von Thorsten

Wieder hat der Genuss-Blog "hundertachtziggrad" den 180°-Adventskalender ins Leben gerufen. Jeden Tag öffnet ein anderer befreundeter Blogger ein Türchen indem er einen Gastbeitrag veröffentlicht. Dieses Jahr bin ich auch am Start und freue mich sehr darüber! 
Und (wie soll es denn anders sein) kommt man da schnell in Versuchung über Weihnachten zu schreiben. Und ich als unkreativer Kopf habe diese Gelegenheit beim Schopfe gepackt!
Ich wünsche viel Spaß...


Ich denke behaupten zu können, dass viele das kennen. Irgendwann kam DAS Weihnachten. Ja, ganz Recht: „DAS Weihnachten“. Das Jahr, in dem alles anders wurde. Es kam nicht plötzlich der Tag, an dem alles perfekt dekoriert war, die Geschenke unterm Baum, das Essen noch genau bis nach dem Gottesdienst brauchte und dann das große Fest beginnen konnte. 

Irgendwann kam dann das Weihnachten, an dem man vielleicht alt genug wirkte, an dem die Eltern einem genug Verantwortung zutrauten, bei der Vorbereitung mitzuhelfen, ja Teil der Vorbereitung zu sein. Sollte es Leute geben, die solch eine Veränderung nicht erlebt haben oder von Anfang an tatkräftig mithelfen durften, dadurch aber auch nicht erfahren konnten, was für ein tolles Erlebnis es war, „endlich bei den Großen mitmachen zu dürfen“ (mir, der mit einem älteren Zwillingsbruder, sowie zwei wesentlich älteren Brüdern aufgewachsen ist, erscheint dieser Ausdruck durchaus passend!)… Dann, naja…  Aus diesem Grund, erzähle ich euch, wie ich es erlebt habe! Das war damals folgendermaßen…

Schon immer war Weihnachten etwas Besonderes. Die vorweihnachtliche Stimmung, Advent, Lebkuchen (die es ja mittlerweile noch früher gibt, als damals. Lebkuchen schon zu Ostern kaufen und dann bunkern oder so in der Art…). Die sonst so gehasste, aber nun heißgeliebte Weihnachtsmusik im Radio, die besten Weihnachtshits, teilweise ja wirklich schöne Lieder, und und und!





Aber auch ein Negatives hat Weinachten, die Vorweihnachtszeit. Stress. „Was sagt er, Stress?“, werden sich jetzt einige denken. „Wie kommt der denn jetzt auf Stress, wenn es doch um Weihnachten geht!“. Doch ganz richtig, ich meine das schon so! Habe ich auch alle Geschenke, alle eingeladen, genug Plätzchen gebacken (wehe, es sind nicht alle 30 Milliarden verschiedenen Sorten!) und bekomme ich eigentlich noch eine hübsche Tanne oder muss dieses Jahr der Plastikbaum her (so ein putziger, 1 m groß, gerade genug, dass man drauf pinkeln könnte), „schön“ dekoriert auf dem Tisch, wo er dann beim Essen stört…

Bei uns in der Familie fing Weihnachten schon immer extrem früh an! Bei einer großen Familie wie der unseren war natürlich schon immer Tradition, zu helfen. Je nach Alter eben mehr oder weniger. Beim Backen zum Beispiel! Während „die zwei Großen“ den Teig rühren, kneten und anderweitig misshandeln durften, bestand der Akt der Hilfe bei mir und meinem Zwillingsbruder darin, die Schüsseln und die Quirle blank zu lecken. Das war selbstverständlich nicht weniger anstrengend! Nur war das eben kein richtiges Helfen…
Doch es kam das Weihnachten, an dem alles anders wurde! Und nach langem Gefasel komme ich nun endlich zum wichtigen Teil des Textes und der Passage, die ihn würdig macht, in diesem Blog veröffentlicht zu werden! Leset gespannt…

Wie immer stand Weihnachten vor der Tür, die Weihnachtslieder spielten so vor sich hin und „Mutti“ war wie so oft beim Plätzchen backen. Es waren Vanillekipferl, daran kann ich mich noch genau erinnern, weil es meine Lieblingsplätzchen sind! „Kommt Manuel und Thorsten, jetzt seid ihr dran!“. Hatte sie das wirklich gerade gesagt? Ich, Plätzchen backen? Mit minimalst älteren Zwillingsbruder? Ok, gut, es ist Weihnachten, aber warum gerade mit dem? Naja, Schwamm drüber! Gesagt, getan. Nachdem uns die Mama alles erklärt hat legen wir also los. Ich glaube, ich brauche nicht zu erzählen, was passiert ist. Jedem wird klar sein, dass zwar wenig Plätzchen, aber eine Menge Bauchschmerzen dabei raus kamen! Aber es war trotzdem toll. Toll, mit einbezogen zu werden in die Vorbereitung…

Genauso auch an Heilig Abend selbst. Das erste Mal in meinem Leben wurden wir nicht bis nach der Kirche hingehalten, bis wir das festlich geschmückte Wohnzimmer sehen durften. Sonst war das Zimmer immer verschlossen und erst nach dem Gottesdienst wurde es dann geöffnet und wir durften staunen. Den ganzen vorangegangenen Tag verbrachten wir mit Spiel und Spaß bei unseren Brüdern. Das war schon immer toll. Doch nun konnten wir schon vorher etwas vom weihnachtlichen Zauber, Weihnachtsluft atmen…

Doch die größte Veränderung gab es beim Essen. Nicht nur, dass es das erste Weihnachten war, an dem man „Lende á la Gretl“ kredenzte, nein, es war noch viel mehr! Statt des Traubensaftes, der ansonsten bei uns „Kleineren“ im Glas schwamm und mit dem wir dann mit dem Rest der Familie anstießen, war die Veränderung dieses Jahr groß: Auch bei uns kam Wein ins Glas! Bei uns „Kleinen“! Gut, das Mischungsverhältnis Wein zu Wasser bewegte sich schon fast wieder im anti-alkoholischen Bereich, aber bitte… Wein… Wir Kinder. Das war so, als würden uns unsere Eltern das Haus überschreiben! Wir durften mit den „Großen“ anstoßen. Und zwar mit nichts anderem im Glas als Wein, dem Getränk, dem sich auch die „Großen“ an diesem Abend hingaben (auch wenn meine Eltern nie großen Wert auf den tollsten Wein gelegt haben und es immer noch nicht tun, diese Banausen! An Weihnachten war auch der Preis beim Wein mal egal!), wir gehörten also mehr oder weniger dazu. Zumindest an diesem Abend. Und der Abend verging, mit Wein, Weib und Gesang… Ähhhm, ich meinte natürlich: Wein, Lende und familiärer Geselligkeit…


Weihnachten... Für Reben eine eher schwere Zeit!


Es war wundervoll. Und heute nehme ich an, dass dies der erste winzige Stein auf dem komplizierten Weg des Weins war, den ich heute beschreite… Und bei der Erinnerung muss ich lächeln, werde aber auch gleichzeitig traurig. Denn heute ist das leider Routine, Wein zu Weihnachten nichts mehr Besonderes. Aber die Lösung ist nahe: Ist der Wein an Weihnachten nichts Besonderes mehr, muss eben ein besonderer Wein her! 

In diesem Sinne wünsche ich ein fröhliches Fest!

7 Kommentare:

  1. Von der Seite aus hab ich das noch nie betrachtet, also die nächste Stufe des "Erwachsenwerdens" nur allein dadurch zu erreichen, dass ich bei den Vorbereitungen eingebunden wurde. Vielleicht ist das bei mir auch schon zu lange her, als dass ich mich daran erinnern könnte :o)

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  2. Naja, da macht halt jeder andere Erfahrungen. Aber ich helfe gerne, mal den Blickwinkel zu ändern! ;)

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  3. Na, dann ist ja nächstes Jahr der Bericht über das richtige erste Mal fällig ;), ... Wein ... ich schreibe von Weintrinken, oder was denkt hier wer? ... und wie man sich in der Dosis verschätzt hat.

    Wunderschöne Erinnerungen, vielleicht zeigst Du eines Tages Deinen Kindern diese Geschichte.

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  4. Wobei, nur dreißig Milliarden Sorten Weihnachtsplätzchen finde ich schon ein wenig sehr arbeitsscheu. Da merkt man gleich, dass kein Wettkampfverhältnis zu Mutter, Schwester, Schwiegermutter vorliegt. Da werden die Vorbereitungen gerne mal ein wenig schleifen gelassen.

    Aber wirklich gut finde ich, dass endlich mal die verantwortungsvolle Tätigkeit des Quirl- und Schüsselableckens herausgestrichen wird; ist ja selten ausreichend gewürdigt!

    Und was die Vanillekipferl angeht: Die schmecken ja als Teig mindestens genau so gut wie gebacken ;-)

    Und die Susa hat Ideen...

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  5. Ja, stimmt, ich werde mir dieses Jahr mehr Mühe geben. Dann werden es halt 30 Milliarden und 1 Sorte... :-P
    Und: Ja... Vanillekipferl... Teig... mmmmhhhh!

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  6. Da sind schöne Sachen drin in der Geschichte! Und leicht geschrieben ist sie auch :-)
    Wein und Weihnachten sind würdig kombiniert (wenn gleich der Jahrgang fehlt, des Weins), die Lende á la Gretl klingt verführerisch, und an das Mitmachendürfen beim Kripperlschmücken kann ich mich jetzt auch wieder erinnern ...

    Olafsson

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  7. Schöne Geschichte, schön geschrieben, und auch mir fällt wieder ein wie ich als "Große" mit einem Jahre jüngeren Bruder voller Stolz an meinem Wein- unverdünnt- genippt habe, aus dem schönen Kristallglas, und mir immer große Mühe gab in diesen Momenten kein Kind mehr zu sein....

    Grüßle
    Ninive

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